Wissen Sie, welches europäische Land in den letzten Jahren bei der PISA-Studie in den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften am besten abgeschnitten hat? Richtig: Estland, das kleine Land im hohen Norden zwischen Russland und Lettland. Als PISA-Champion hat Estland eine Bildungsstrategie entwickelt, die auch den verantwortungsvollen Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) berücksichtigt.
In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung im August 2024 betonte die estnische Bildungsministerin Kristina Kallas, dass im Unterricht vor allem der direkte Austausch und die soziale Interaktion gefördert werden sollten. Digitale Werkzeuge hingegen, einschließlich KI, unterstützen den Lernprozess vor allem außerhalb des Klassenzimmers. Ein zentrales Element dieser Strategie ist die Förderung von Medienkompetenz und dem Umgang mit KI als vierte Grundkompetenz („AI literacy“1). Schülerinnen und Schüler (SuS) sollen lernen, Medien kritisch zu hinterfragen, Fakten von Meinungen zu unterscheiden und den eigenen Medienkonsum zu reflektieren. Dies stärkt nicht nur das kritische Denken, sondern auch den Umgang mit widersprüchlichen Informationen, die durch KI-generierte Inhalte entstehen können. Entscheidend ist auch, die Selbstorganisation, Selbstmotivation und Eigenverantwortung der SuS zu fördern. Denn Lernen ist und bleibt ein aktiver und anstrengender Prozess, bei dem digitale Werkzeuge nur unterstützend wirken können.
Damit die SuS bei einer Hausaufgabe tatsächlich nicht auf die Hilfe einer KI zurückgreifen und einfach nur Copy & Paste machen, sollte man als Lehrkraft auf kooperative Lernformen setzen. Kooperatives Lernen ist dabei eine „Interaktionsform, bei der die beteiligten Personen gemeinsam und in wechselseitigem Austausch Kenntnisse und Fertigkeiten erwerben“ (Konrad & Traub, 2012: 5). Anbei verschiedene Ansätze, die bei der Aufgabenstellung berücksichtigen werden sollten:
Durch Kreativität, persönliche Relevanz und Interaktivität wird eine kollaborative Lernumgebung geschaffen, die authentische Lösungen fördert, Interaktion ermöglicht und gleichzeitig die Herausforderungen, die mit KI einhergehen, adressiert.
1 SWOT-Analyse (strenghts - weaknesses - opportunities - threats)
Welche Faktoren beeinflussen Ihr Ziel, digitale Medien im Unterricht einzusetzen, positiv bzw. negativ?
POSITIV | NEGATIV | |
INTERNE FAKTOREN |
eigene Stärken
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eigene Schwächen
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EXTERNE FAKTOREN |
äußere positive Bedingungen / Chancen
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äußere negative Bedingungen / Risiken
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Aus: Brash / Pfeil: 22.
2 Recherche: Mediendidaktische Modelle und Studien, die Sie als Lehrkraft kennen sollten
1 Welches Bild passt zur Musik? Die SuS verbinden Bilder mit Musik
https://artsandculture.google.com/experiment/one-sound-two-frames/IQFz5C4K_sgFpg
2 Escape Room. Die SuS erstellen einen Escape-Room mit einer Webseite wie genially grammatischen oder lexikalischen Rätseln oder mit einem landeskundlichen Thema wie „Fall der Berliner Mauer“.
3 Der analoge Turing-Test*: Bist du Mensch oder Computer?
Die SuS arbeiten zu dritt und imitieren den Turing-Test. Eine/r stellt die Fragen, die Partner*innen antworten. Eine/r ist Mensch, der andere Maschine. Der/Die Fragesteller/in muss herausfinden: Wer ist Mensch, wer ist Maschine?
Die Fragen findet man hier: https://www.aiunplugged.org/activity5-german.pdf
Der analoge Turing-Test wurde von den InformatikdidaktikerInnen Annabel Lindner und Dr. Stefan Seegerer entwickelt. Mehr Informationen hier: https://computingeducation.de/
4 Die SuS schreiben gemeinsam mit einem Etherpad wie yourpart.eu oder „zumpad“ einen Text und korrigieren ihn dann mit einem Tool wie https://quillbot.com/grammar-check oder https://www.deepl.com/de/write
Die Autorin dankt den TeilnehmerInnen aus dem Kurs “Percorso universitario di formazione e abilitazione all’insegnamento: Lingua Tedesca” (Unito 2024) für die Anregungen zum Umgang mit KI im Unterricht. Dieser Artikel wurde mit Hilfe von ChatGPT, DeepLTranslate, DeeplWrite und Quillbot überarbeitet
[1] „Mit AI Literacy ist die Kompetenz gemeint, mit KI-basierten Technologien souverän umgehen und deren Stärken und Schwächen kritisch beurteilen zu können.“ (Hartmann 2021: 692)
* Der englische Mathematiker Alan Turing hat 1950 einen Test entwickelt, wo ein menschlicher Fragesteller, über eine Tastatur und einen Bildschirm eine Unterhaltung mit zwei ihm unbekannten Gesprächspartnern führt, ohne sie zu hören oder zu sehen. Der eine Gesprächspartner ist ein Mensch, der andere eine Maschine. Wenn der Fragesteller nach der intensiven Befragung nicht sagen kann, welcher von beiden die Maschine ist, hat die Maschine den Turing-Test bestanden und es wird der Maschine ein dem Menschen ebenbürtiges Denkvermögen unterstellt.
Referenze iconografiche: Galina Peshkova/123RF